Abrissplan für Landesheilanstalt

Stadtrat sitzt in der Klemme

TGZ-Chef drängt auf rasche Entscheidung für Neubau - Anderer Standort möglich?

Von unserem Redakteur
Andreas Lohmann

Halle/MZ. Die Idee, die denkmalgeschützte Provinzial-Irrenanstalt in Heide-Süd abzureißen, stößt im Stadtrat auf Bedenken. Der Planungsausschuss entschied am Dienstag noch nichts. Stattdessen wurde einem Antrag der Hal-Stadträtin Dorothea Vent (Mitbürger) zugestimmt, die Beschlussfassung um vier Wochen zu verschieben.

Man fragt uns schon, wieso es nicht losgeht in Halle."
wolfgang lukas
tgz-geschäftsführer

Die Heilanstalt soll Platz machen für einen Forschungsneubau. Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) wollte bereits auf der Ratssitzung am 30. April grünes Licht einholen. Doch so rasch geht es nicht. Der Abrissplan wird inzwischen überregional von Denkmalschützern kritisiert. Vent schlug eine Gesprächsrunde vor, moderiert vom Präsidenten der Architektenkammer Sachsen-Anhalts, Ralf Niebergall, der appelliert hat, die im 19. Jahrhundert nach italienischem Vorbild errichtete Landesheilanstalt zu erhalten.

Der Stadtrat sitzt jedoch in der Klemme: So schnell wie möglich muss im Innovationspark ein Standort für den dritten Baukomplex des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) festgelegt werden. Europäische Fördermittel sind laut TGZ-Chef Wolfgang Lukas bereits bewilligt. „Man fragt uns schon, wieso es nicht losgeht in Halle." Lukas und der städtische Wirtschaftsförderer Heinz Friedrich Franke wollen die leer stehende Heilanstalt abreißen, um dort den 33 Millionen Büro teuren TGZ-Neubau zu errichten. Das TGZ in den Altbau einzufügen, sei nicht möglich. Auch stelle das verfallene Grundstück ein Problem für jene Unternehmen dar, die sich in der Nachbarschaft angesiedelt haben.

Lukas erklärte, das Areal der Heilanstalt sei überhaupt der einzige Platz, der sich eigne für das TGZ. Nur dort sei künftig ein ungestörter Betrieb der geplanten Reinräume garantiert. An anderen Standorten drohe deren zeitweilige Stillegung, falls in der Umgebung weitere Baumaßnahmen stattfinden. „Reinräume vertragen keine Erschütterungen", sagte Lukas.

Eine Ausschussmehrheit blieb skeptisch. „Wir sollten keinen Schnellschuss machen", äußerte Ingo Kautz (CDU). Christian Feigl (Neues Forum) warnte vor einer Abrisslawine in Heide-Süd, wenn dort die Heilanstalt als wichtigstes Denkmal falle. Tilo Biesecke (SPD) meinte, die Stadt müsse sich jetzt entscheiden, welches Ziel höher stehe, die Ansiedlung von Hochtechnologie-Firmen oder der Denkmalschutz. Die SPD unterstütze alles, was der Ansiedlung diene.

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Um die leer stehende Landesheilanstalt auf dem früheren Kasernengelände in Heide-Süd ist Streit entbrannt. Denkmalschützer fordern ihren Erhalt. Wirtschaftsexperten sehen dafür keine Chance. mz-foto: Lutz Winkler