Von unserem
Redakteur ANDREAS LOHMANN
Halle/MZ. Halles Stadtverwaltung hält an ihrer Absicht
fest, die denkmalgeschützte Heilanstalt in Heide-Süd abzureißen und dort ein
weiteres Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) zu errichten. Die
Beschlussvorlage bleibe so, wie sie ist, hieß es im Rathaus. Nach Angaben des
TGZ wird inzwischen auch zielgerichtet nach einem alternativen Bauplatz
gesucht.
Auf der
jüngsten Ratssitzung war das Abriss-Thema nicht abschließend behandelt worden.
Man stellte einen Verfahrensfehler fest: Der Kulturausschuss war nicht in die
Vorberatungen einbezogen worden. Das muss nachgeholt werden.
Ausschussvorsitzender Mathias Weiland (Bündnisgrüne): „Am besten, wir machen
eine Sondersitzung in der ersten oder zweiten Juli-Woche." Der genaue
Termin müsse noch festgelegt werden.
Damit sieht
es so aus, als könnte der Stadtrat erst nach der Sommerpause über die
Heilanstalt befinden. Die städtischen Wirtschaftsförderer bringt das in
Bedrängnis. TGZ-Chef Wolf gang Lukas: „33 Millionen Büro stehen bereit für den
Neubau, weitere zwölf Millionen für Anschlussinvestitionen."
Noch glaubt
Lukas, eine Mehrheit der Stadträte davon überzeugen zu können, dass ein Abriss
der Heilanstalt in jeder Hinsicht die beste Lösung wäre. Doch als sicher gilt
die Zustimmung nicht. Deshalb benötigt Lukas, der spätestens im Sommer
nächsten Jahres mit dem Neubau beginnen will, nunmehr eine
Standortalternative. Er lasse inzwischen näher prüfen, ob ein Areal am Südrand
des Innovationsparkes für das TGZ in Frage komme. Es handele sich um die so
genannte Fläche „W15", auf der einmal Plattenbauten für russische
Offiziere standen. Dort sei jedoch mit belastetem Grundwasser zu rechnen.
Lukas: „Wir lassen das jetzt untersuchen." Müssten Altlasten beseitigt
werden, so drohten beim neuen TGZ Mehrkosten von drei bis sechs Millionen Büro.
„Ich weiß nicht, wie das bezahlt werden soll", zweifelt der TGZ-Chef. Kommentar
Die leer stehende Heilanstalt in Heide-Süd soll nach dem
Willen des Rathauses Platz machen für einen Forschungsneubau. MZ-Foto: Scholtyseck
Von ANDREAS
LOHMANN
Im Rathaus
behält man die Ruhe: Wird schon alles glatt gehen bei der umstrittenen Landesheilanstalt.
Die Verwaltung glaubt, ihren Abrissplan durchsetzen zu können. Ein Irrtum?
Im Stadtrat sieht es nach einem Gleichgewicht der Kräfte aus. Befürworter und Gegner halten sich die Waage. Keine Fraktion dürfte geschlossen für den Abriss stimmen, egal was im Kulturausschuss beraten wird. Zu erwarten ist ein Votum mit Foto-Finish. Kann es sich die Verwaltung leisten, so hoch zu pokern? Den TGZ-Neubau mit dem Abriss der Anstalt zu verknüpfen, ist hoch riskant. TGZ-Chef Lukas sieht nun die Gefahr, die sich daraus für die Millionen-Investition ergibt. Er sucht nach einer Alternative.
MZ vom 4.6.03