Arbeitskreis Innenstadt e.V.

Schmeerstraße 25

06108 Halle

 

 

 

 

Oberbürgermeisterin

Frau Ingrid Häußler

Marktplatz 1

 

06100 Halle

 

Halle, 19.03.03

ehemalige Provinzial-Irrenanstalt Nietleben

 

 

Sehr geehrte Frau Häußler,

 

uns sind Überlegungen der Stadtverwaltung bekannt geworden, am Standort der ehemaligen Provinzial-Irrenanstalt Nietleben eine Erweiterung des Technologie- und Gründerzentrums zu realisieren und dazu die denkmalgeschützte Anlage abzureißen.

 

Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Irrenanstalt galt seinerzeit als eine der modernsten in Deutschland – es war eine der ersten Einrichtungen, die sich nicht mehr als reine Verwahranstalt verstanden, sondern den Weg einer medizinischen Betreuung gingen. Die bauliche Anlage auf einer Anhöhe über den Passendorfer Wiesen stellte von jeher eine städtebauliche Dominante dar. Erbaut um 1850 als spätklassizistische Vierflügelanlage befindet sie sich heute in einem schlechten baulichen Zustand, der jedoch die einstige Pracht noch erahnen lässt. 

 

Die ehemalige Provinzial-Irrenanstalt Nietleben ist als Einzeldenkmal in die Denkmalliste der Stadt Halle eingeschrieben. Im Bebauungsplan-Plan Nr. 32 ist die Anlage als Bestand festgesetzt.

Sie gehört im neu entstandenen Stadtviertel Heide-Süd zu den wichtigen Baudenkmalen, die das Gebiet prägen und qualitativ von den Durchschnitts-Eigenheimsiedlungen des halleschen Umlandes abheben.

Einem von diesen Vorgaben abweichenden Umgang mit der Anlage sollte eine umfassende Diskussion im Stadtrat (nebst der Änderung des B-Plans) und in der Öffentlichkeit vorausgehen.

 

Vielmehr sollten aber Überlegungen im Vordergrund stehen, wie die vorhandenen Bauten für die Erweiterung des TGZ genutzt werden könnten. Da als denkmalrelevante Substanz lediglich die äußere Hülle anzusprechen ist, wäre es u. E. durchaus möglich, die Gebäude umzunutzen. Um solche Konzepte zu entwickeln, ist in erster Linie Phantasie gefragt, die Suche nach eigenständigen und unkonventionellen Lösungen – ein Anspruch, der einem Technologie- und Gründerzentrum ausgezeichnet zu Gesicht stünde.

 

Wir möchten Sie daher bitten, sich für den Erhalt der ehemaligen Provinzial-Irrenanstalt Nietleben als einem wichtigen Baudenkmal und Zeugnis der halleschen Medizingeschichte einzusetzen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

 

Christian Feigl

Arbeitskreis Innenstadt e. V.