Freunde der Bau- und Kunstdenkmale
Sachsen-Anhalt e. V.
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Dem
Fraktionsvorsitzenden der HAL-Fraktion des Stadtrats
Herrn Mathias Weiland
Haus der Fraktionen
Joliot-Curie-Platz 27/28
06108 Halle (Saale)
Halle, den, 31.03.03 |
Sehr geehrter Herr Weiland,
wir erlauben uns, Sie und Ihre Fraktionskollegen darauf aufmerksam zu machen, daß für eines der größten Denkmalensembles der Stadt Halle, die ehemalige Königlich-Preußische Provinzial-Irrenanstalt bei Nietleben, eine Abrißgenehmigung beantragt wurde, und bitten Sie, diesem Begehren entgegenzutreten. Da ohnehin nur noch die zentralen Gebäude der ehemaligen psychiatrischen Klinik erhalten sind (die große vierseitige Hofanlage und etwa 15 einzelne, um die Hofanlage gruppierte Gebäude, darunter die ehemalige Anstaltskirche) und mindestens ebensoviele Nebengebäude bereits abgerissen wurden, befürchten wir, daß bei Abrißarbeiten gleich welchen Umfangs das architektur- und medizinhistorisch bedeutende Denkmalensemble endgültig verloren geht.
Die große geschlossene Hofanlage, die, als ältester Teil des Ganzen erbaut, den Kern des Komplexes bildet, ist eine der ältesten Klinikanlagen dieser Art in Deutschland überhaupt. Zu ihrer Entstehungszeit um 1840 war sie sowohl in baulicher als auch in funktionaler, d. h, medizinischer Hinsicht modern und wegweisend. Die um die Hofanlage angeordneten, jüngeren villenartigen Gebäude, die fast alle auch der Patientenbetreuung dienten, stellen die adäquate bauliche Umsetzung eines bis Ende des 19. Jh. fortentwickelten therapeutischen Konzepts dar. Sie sind darüber hinaus wegen ihrer Vielgestaltigkeit bedeutende Zeugnisse der zeitgenössischen Krankenhaus- und Villenarchitcktur. Die jüngsten Teile des Denkmalensembles sind erst im frühen 20. Jh. entstanden, in ihrer architektonischen Gestaltung und räumlichen Anordnung aber der im späten 19. Jh. ausformulierten Konzeption einer baulich offenen, landschaftsintegrierten Heil- und Pflegeanstalt untergeordnet. So stellt sich die ehemalige Provinzial-Irrenanstalt heute als ein in architekturhistorischer wie .medizingeschichtlicher Hinsicht wertvolles, den innerstädtischen Universitätskliniken vergleichbares Denkmalensemble dar.
Deshalb fordern wir, daß die noch erhaltenen Gebäude unter Nutzung der baulichen Gegebenheiten - es handelt sich wohl durchweg um Massivbauten ! - und unter Erhaltung der
städtebaulichen Gesamtsituation bzw. der landschaftlichen Einbindung wieder nutzbar gemacht werden, so wie es bei einigen kleineren Gebäuden ja schon geschehen ist. Unseres Erachtens ist auch für die großzügige mehrgeschossige Hofumbauung eine schonende Umnutzung möglich. Auch wäre es sicherlich die beste Ehrung für den großen Halleschen Mediziner Heinrich Damerow - den zu ehren die Stadt wohl beabsichtigt -, wenn die von ihm gegründete Klinik erhalten bliebe.
Im Namen des Vereins der Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e. V. und seines Vorstands
Hochachtungsvoll