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Halle, den 28.04.03 |
Ratsvorlage zur Änderung der Entwicklungsziele Heide-Süd
Sehr geehrter Herr Weiland,
sehr geehrte Mitglieder der HAL-Fraktion,
bezugnehmend auf die Sitzung des Runden Tisches vom 22.04.2003 zum Abriß der Gebäude der ehemaligen Landesheilsanstalt im WIP Heide-Süd und in Absprache mit dem Präsidenten der Architektenkammer, Professor Niebergall, fassen wir unsere Positionen zum Erhalt des historischen Ensembles noch einmal zusammen und begründen insbesondere zur Errichtung des TGZ III alternative Standortmöglichkeiten.
Wir
sind fest davon überzeugt, dass die Qualität der halleschen
Stadtentwicklung in der Verbindung von qualifizierten
Neubauprojekten mit wertvoller historischer Bausubstanz besteht (z.B.
Campus Universitätsplatz). Wir bitten Sie, mit Ihrer
Entscheidungsfindung diese allseits anerkannte Kontinuität
weiter aufrechtzuerhalten und eine konstruktive Lösung für TGZ
III und Landesheilanstalt zu befördern.
Mit freundlichen Grüßen |
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Dipl.-lng. Manfred Sommer
Architekt
für die Kammergruppe Halle der
Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Dipl.-lng. Matthias Dreßler
Architekt
BDA
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Vorstandsmitglied der
Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Anlage:
Positionspapier mit Standortvorschlägen
ARCHITEKTENKAMMER SACHSEN-ANHALT / KAMMERGRUPPE HALLE Positionspapier zum geplanten Abriß der Landesheilanstalt in Heide-Süd
TGZ III und Landesheilanstalt!
oder: Wie Halle mit Wirtschaft und StädteBauKultur gewinnen kann
Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Landesheilanstalt (auch Provinzial-Irrenanstalt zu Nietleben) ist als geschlossen erhaltenes spätklassizistisches Ensemble von städtebaulich-architektonisch und denkmalpflegerisch herausragender Bedeutung für die Stadt Halle. Die vorhandenen historischen Bauten wie auch die Baufelder künftiger Bebauung orientieren sich an der Landesheilanstalt auf der höchsten Anhöhe über den Weinbergwiesen.
Die Landesheilanstalt ist eine von drei in Deutschland erhaltenen Psychiatrie-Anlagen des sog. verbundenen Typs und somit ein Stück deutscher Medizingeschichte.
Die Landesheilanstalt ist Herzstück und Krone des heutigen Wissenschafts- und Innovationsparkes (WIP). Mit dem geplanten Abriß verlöre der Ort seine prägnante Atmosphäre, mit der die Stadt derzeit im Internet für den Standort wirbt (Toskanisches Flair") und der umgebende Kranz der historischen Einzelgebäude seinen Zusammenhang und Mittelpunkt.
Bei der Revitalisierung der Landesheilanstalt ist der Erhalt des Ensembles in seiner äußeren Gestalt und Kubatur vorrangiges Ziel. Erneuerungen und moderne Eingriffe in die massive innere Gebäudestruktur, Einbringung von Stahlbetondecken und Ersatz beschädigter Dachstühle etc. stellen eine zeitgemäße, kosten- und nutzerbewußte Art der Sanierung dar und gefährden nicht den Denkmalwert.
Die Parzellierung der Landesheilanstalt erlaubt eine Teil- oder Einzelvermarktung der sechs Gebäude und überschaubare Investitionssummen. Ein Vorgehen step-by-step und die positive Wirkung des/der ersten sanierten Gebäude läßt ein wachsendes Investoreninteresse und die folgende Sanierung des gesamten Komplexes erwarten.
Die Kosten für die Sanierung der Gebäude der Landesheilanstalt sind mit Bezug auf die o.a. zeitgemäßen Instandsetzungsmaßnahmen im wirtschaftlich zumutbaren Rahmen, also mit den an anderen Orten praktizierten Erhaltungsmaßnahmen vergleichbar. Fördermöglichkeiten für entstehende unrentierlicher Kosten sollten in analoger Weise geprüft werden. Die Einwerbung von Fördermitteln von Stiftungen, die diesem Stiftungszweck dienen, ist eine weitere Möglichkeit der Beförderung des Projektes.
Der Nutzungsschwerpunkt der Landesheilanstalt sollte gemäß Entwicklungszielen des Gebietes weiterhin auf Einrichtungen der Wissenschaft und Forschung liegen. In vertretbaren Proportionen sollte die Nutzung aber auch für Dienstleistung, Gewerbe, gastronomische und medizinische Versorgung und Wohnen Beschäftigter geöffnet und damit die Vermarktungschancen weiter unterstützt werden.
Das geplante Technologie- und Gründerzentrum (TGZ III) ist ein entscheidender Motor bei der Weiterentwicklung des WIP. Seine Errichtung wird ausdrücklich begrüßt und für notwendig gehalten.
Die ausschließliche Verknüpfung der Errichtung des TGZ III mit dem Abriß der Landesheilanstalt ist angesichts großer noch unbebauter Neubauflächen im WIP und auf zentral gelegenen Landesflächen nicht nachvollziehbar. Es gibt mehrere alternative Standorte, die sowohl die angestrebte modulare Entwicklung des TGZ ermöglichen als auch die mit der Errichtung von Rein- und Reinsträumen verbundenen Bedingungen erfüllen:
Standortalternativen:
A / B Parzellen W10/ W11 und W12 südwestlich der Blücherstraße, direkt an den Weinbergwiesen:
Entlang der fertiggestellten Fußgängerachse (350-400m) können sich im Spannungsfeld zwischen TGZ II und TGZ III weitere Forschungsansiedlungen entwickeln.
C Parzellen 3.19-3.23 / 3.27 / 3.28 / W7 nordöstlich der Blücherstraße:
exponierte Hanglage im Anschluß an die Landesheilanstalt
D Parzelle W 15 in den Grünbereichen westlich der Heideallee:
Für den eingebetteten Standort in bevorzugter landschaftlicher Lage liegen keine fachlich abgesicherten Erkenntnisse zu Hochwasser vor.
E Dreiecksfläche zwischen Heideallee und Weinbergweg:
Die seit Jahren brachliegende Landesliegenschaft könnte mit dem TGZ III einen baulichen Auftakt für das Universitätsgelände Weinberg bilden.
F Fläche nördlich der Walter- Hülse-Straße:
Diese brachliegende Fläche befindet sich in unmittelbarer Nähe zu TGZ II und Uni-Komplex am von-Seckendorff-Platz und würde den WIP mit dem Uni-Campus weiter verzahnen.
Im Fazit kann die Devise nicht TGZ III oder Landesheilanstalt sondern muß TGZ IM und Landesheilanstalt heißen. Die Vision eines doppelten Entwicklungsschubes für den WIP Heide-Süd und den angrenzenden Bereich der Martin-Luther-Universität kann die bisher widerstreitenden Seiten zusammenführen:
Errichtung eines hochmodernen Technologie- und Gründerzentrums mit weiteren zu erwartenden F+E- Ansiedlungen / Ausgründungen an einem parknahen Standort und Sanierung und Neunutzung des historischen Ensembles der Landesheilanstalt mit einem zentralen Campus als Kommunikationsmittelpunkt für das gesamte Gebiet.
Halle (Saale), am 28. April 2003