Süd- und Ostseite bilden die Hauptfronten des an
drei Seiten freistehenden Gebäudes. Deutlich zu
erkennen sind die Fenstergewände der Renaissance
im ersten Obergeschoß, ebenso die Kunstsägearbeiten
des vorigen Jahrhunderts am Giebel. (Aufnahme: S.
Hildebrand)
Die älteste überlieferte Ansicht stammt aus der
Zeit vor dem Umbau von 1872. Fledermausgauben
gliedern die Dachfläche.
(Aufnahme: Stadtarchiv)
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Die
Baugeschichte des Hauses Talamtstraße 9 (früher
Bärgasse 2) beginnt spätestens im 16.
Jahrhundert. Davon zeugen noch das Erd- und das
erste Obergeschoß des mit der Giebelseite zum
Markt gerichteten Hauptbaus.
Im 19. Jahrhundert erscheinen Kaufleute und
Handwerker als Besitzer: Fleischermeister
Schliack, die Kaufleute Wiederow und Kühlung
sowie der Lehrer Karl Lehmann.
Vermutlich Schliack ließ 1838 dem Haus ein
zweites Obergeschoß aus dünnen Ziegelwänden
oder Fachwerk aufsetzen und prägte damit
entscheidend das heutige Erscheinungsbild. Spätere
An- und Umbauten betreffen die Verlängerung nach
Westen (Richtung Hallmarkt) und recht
unorganische Ergänzungen zur Bärgasse hin.
Als 1872 für den Kaufmann Wiederow Dachaufbauten
vorgenommen wurden, verlor das Haus zwei seiner
Fledermausluken (später noch die dritte), die
von der biedermeierlich-klassizistischen Ergänzung
aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
stammten. Statt dessen belichten nun drei
stehende Gaupen das Dachgeschoß. Bei dieser Veränderung
erhielt das Haus feingesägte Ziergesimse und
Traufleisten an Giebel und Front, ein Nachklang
des auch in Halle beliebten Schweizerhausstils.
Derartige architektonische Elemente sind heute so
selten geworden, daß sie unbedingt erhalten
werden müssen.
Die Gaststätte Handelsbörse ist in den Bauakten
erstmals 1918 erwähnt. 1957 stellten die
Lehmannschen Erben über ihren beauftragten
Architekten den Antrag zur Fassadenerneuerung. Ob
sie stattfand, ist nicht zweifelsfrei
nachzuweisen.
Das Haus steht, abgesehen von der Geschäftsnutzung
leer. Mangelnde Baupflege wird bald zu ernsten
Schäden führen.
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