MARKTPLATZ     

Thema > Marktplatz > Handelsbörse

zurück zur Übersicht

 
Der Gasthof »Zum schwarzen Bären«
Bärgasse 2

F. Graßl



Ansicht des Gasthofes um 1900
(Aufn:: Stadtarchiv)




Giebelwand von Süden mit Mauerwerk des Vorgängerbaus und Spitzbogen
(Aufn:: F. Graßl)




Kamin im ersten Obergeschoß des Hauptgebäudes
(Aufn.: C. Feigl)




Hofansicht mit Blick auf die Toreinfahrt, rechts die Seitengebäude von 1887 (Aufn.: C. Feigl)



Der Gasthof »Zum schwarzen Bären« in der im 19. Jahrhundert nach ihm benannten Bärgasse war über Jahrhunderte eine beliebte Ausspanne vor allem der Salzfuhrleute. Südlich vom »Bären«, in Richtung der heutigen Talamtstraße lag ursprünglich ein zweiter Gasthof mit dem Namen »Zum blauen Hecht«. Beide wurden schon 1755 von Dreyhaupt als uralt bezeichnet.
Daß der Gasthof über 540 Jahre alt ist, bezeugt der Umstand seiner erstmaligen Erwähnung in den Schöffenbüchern, als 1453 die Witwe des Patriziers Rudolf Maschwitz den »Schwarzen Bär« auf dem Kornmarkt dem Mathias Gawe vererbte. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts an ist die Liste der Besitzer des Grundstücks aufgrund der Eintragungen im Grundbuch und anderer städtischer Archivalien relativ lückenlos überliefert. Sie beginnt mit Hans Himmel, bei welchem unklar ist, wann er das Haus erwarb, da sich alle Eintragungen im Bürgerbuch nur auf die Bekleidung städtischer Ehrenämter beziehen. Es folgt Samuel Krebs, gleichfalls ohne genaues Erwerbsdatum genannt. Er muß jedoch Eigentümer gewesen sein, als bei dem von Olearius (Halygraphia, 1667) geschilderten Großbrand im Jahre 1657, dem insgesamt 22 Häuser des Hallviertels zum Opfer fielen, auch der Vorgängerbau des jetzigen »Schwarzen Bären« abbrannte. Erst 1669/70 wurde er wieder aufgebaut.
Um 1675 war das Grundstück wohl im Besitz des halleschen Bürgers und Mühlenschreibers Bremer, dessen Tochter Elisabeth im Gasthof am 17. Juni 1679 den Musiker der Hofkapelle des Herzogs August von Sachsen, Komponisten und Schriftsteller Johannes Beer heiratete. Die weiteren Besitzer, wie sie aus dem Grundbuch hervorgehen, waren im Folgenden: 1683 der Sekretär Johann Georg Flach, 1690 Karl Sigmund Gebauer, 1701 Joachim Steinbrecher, 1704 Christoph Laue, 1713 Gottfried Staffelstein, 1744 Tobias Kirchner, 1766 Johann Friedrich Kirchner, 1796 Johann Friedrich Kirchner jun., 1807 Marie Christiane Kirchner, 1819 Christian Friedrich Menthe.

Von dem Vorgängerbau des jetzigen Gebäudes haben sich einige Kellergewölbe sowie aller Wahrscheinlichkeit nach aufgehendes Mauerwerk im Erdgeschoßbereich an der südwestlichen Außenwand, unter anderem mit einem spitzbogigen Türbogen erhalten.
Der zweigeschossige Fachwerkbau des Gasthauses steht aufgrund seines L-förmigen Grundrisses quer zum Straßenverlauf am Ende der Bärgasse. Das Hauptgebäude zeigt auch heute noch im wesentlichen seine ursprüngliche Gestalt. Es ist traufständig mit hohen Satteldächern und besitzt eine hohe rundbogige Toreinfahrt. Der Torflügel hat ein Obergeschoß mit zwei Fenstern in der Front. Im nordöstlich sich anschließenden Flügel befanden sich der Gastraum bzw. später zwei Gasträume mit angrenzender Küche, während das gesamte Obergeschoß einschließlich dem Bereich über der Toreinfahrt als Wohnraum genutzt wurde. Hier verdienen eine barocke Tür sowie ein Kamin besondere Beachtung. 1862 wurde nördlich hinter dem vorderen Gastraum angebaut, um einen weiteren Raum zu schaffen. Einige Jahre später vereinte man durch Wegnahme der Trennmauer beide Räume zu einem Saal, so daß es nun die Gaststube und den großen Speisesaal gab. 1864 wurde auf dem Hofgelände eine Kegelbahn errichtet, welche aber nicht allzulange in Betrieb war. An der Nordseite des Hauses, hinter der Kegelbahn in Richtung Graseweg, befand sich ein Garten.
Der Toreinfahrt gegenüber im Inneren stand ein Quergebäude mit Stallungen und Durchfahrt zur damaligen Hallgasse (jetzt Oleariusstraße), von dem sich leider keine Abbildung erhalten hat. Hier lagen über dem Erdgeschoß die Gasträume für die Kutscher, verbunden durch eine Galerie. 1873 baute man zwei der großen Pferdeställe zu Tischlerwerkstätten um und schuf drei kleine Wohnungen im Dachgeschoß. 1881 folgte der Umbau eines weiteren Teiles im Erdgeschoß zu einer Schlosserwerkstatt. Der Querbau existiert heute nicht mehr. Die ursprünglichen Seitengebäude wurden 1887 größtenteils durch Neubauten aus Backstein ersetzt, welche heute noch existieren.

Noch 1853 zählt Franz Knauth in seinem »Wegweiser durch Halle« den »Schwarzen Bären« zu den besseren Gasthäusern Halles. Das Photo zeigt den Gasthof um 1900, als Wilhelm Müller Eigentümer und Gastwirt war und sich in dem Quergebäude des Hofes die Holzhandlung und Tischlerei Schumann befand. Spätestens ab 1909 war Karl Schelhas Besitzer des Anwesens, welcher eine Sarg- und Möbeltischlerei betrieb, die Gaststätte war höchstwahrscheinlich verpachtet.

Das Gasthaus bestand noch bis in die 50er Jahre hinein und wurde dann geschlossen. Die an den »Bären« östlich angrenzenden Häuser zum Marktschlößchen hin wurden 1975 abgerissen, so daß hier eine große Freifläche entstand, welche zuletzt für die Aufstellung eines im Juli 1990 eröffneten provisorischen Bankgebäudes der Bayerischen Vereinsbank genutzt wurde. Die zurückgelassene Werbetafel der Vereinsbank an der Giebelseite des früheren Gasthauses sieht zwar nicht besonders schön aus, schützt aber an dieser Stelle vor der Witterung. Das Dach ist mit Planen bedeckt.

Für das Erscheinungsbild der Stadt wäre es sehr bereichernd, wenn historische Gaststätten wie der »Schwarze Bär«, der Kühle Brunnen und der ehemalige Gasthof »Zum Kronprinzen« (Ärztehaus Mitte) im Herzen der Stadt erhalten und einer angemessenen Nutzung zugeführt würden.

(Quellen: Gottfried Olearius: Halygraphia, Leipzig 1667, S. 467; Dreyhaupt 1755, S. 568; Knauth S. 97)