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Das Marktschlößchen -
Vergangenheit und künftige Nutzung


A. Bonitz



Marktschlösschen
um 1900
(Aufnahme: G. Riehm)










































Das stattliche, in seiner äußeren Gestalt tatsächlich ein wenig an ein Schlößchen erinnernde Patrizierhaus mit einem Treppenturm im Innenhof, dessen geschweifte Haube das steile Satteldach überragt, wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Im Laufe der Zeit hat es, hauptsächlich im Innern, bauliche Veränderungen erfahren – es beherbergt z.B. wertvolle Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert – und steht seit 1935 unter Denkmalschutz.

Mehrere Jahrhunderte diente das Haus Wohnzwecken. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im Haus die Apotheke »Zum Goldenen Löwen« eingerichtet. Damals befand es sich über einen längeren Zeitraum im Besitz der Familie Zepernick, woher auch der alte Beiname Zepernicksches Haus rührt. Etwa 100 Jahre später zog eine Eisenwarenhandlung ein. Nach dem ersten Weltkrieg ging das Haus in den Besitz der Stadt Halle über, befand sich hier die Ratsschänke, für kurze Zeit auch das Stadtarchiv und die Ratsbibliothek. 1935 wurde das erste Obergeschoß erstmals für Ausstellungszwecke umgebaut. 1963 zogen im Erdgeschoß nach einer Renovierung ein Friseur- und später ein Schuhgeschäft ein. Seit 1975 wird das Haus als »kulturelle Begegnungsstätte« genutzt. Im ersten Obergeschoß wurde die Musikinstrumentensammlung des Händelhauses untergebracht, im Erdgeschoß die Galerie eingerichtet. Ein Seitenflügel und zur Bärgasse hin anschließende Häuser sind etwa zeitgleich mit der Neueinrichtung abgerissen worden. Die Räume im zweiten Obergeschoß dienen als Sitz verschiedener kultureller Institutionen und Verbände: Landesverband Deutscher Komponisten Sachsen-Anhalt e.V., Schriftstellerverband, Literaturbüro Sachsen-Anhalt Süd, Förder- und Forschungsgesellschaft Friedrich Nietzsche e.V. und Landesmusikrat Sachsen- Anhalt e.V.

Ursprünglich als »Außenstelle« der Staatlichen Galerie Moritzburg gegründet ist die Galerie Marktschlößchen nun seit langem dem Verband Bildender Künstler zugeordnet, versteht sich als Ort der Präsentation regionaler sowie internationaler zeitgenössischer Kunst. Das Ausstellungsprogramm ist vielfältig und von gleichbleibend hohem Anspruch. Bereichert wird die Anziehungskraft der Galerie durch regelmäßig stattfindende und gut besuchte Abendveranstaltungen. Diese entstehen in Zusammenarbeit mit den im Haus ansässigen Verbänden, welche dadurch eine gute Möglichkeit haben, in die Öffentlichkeit zu wirken. Obwohl diese einzige städtische Galerie aus dem halleschen Kulturleben eigentlich nicht mehr wegzudenken ist und Halle sowieso an einem Mangel an Präsentationsmöglichkeiten für moderne Kunst leidet, steht die Existenz der Galerie seit Jahren auf wackligem Fundament. Glücklicherweise wurde seitens der Stadt jetzt beschlossen, die seit einem Jahr laufende institutionelle Förderung für die Galerie auch in den nächsten drei Jahren fortzusetzen, und die Diskussion um eine anderweitige Nutzung des Erdgeschoßbereiches (z.B. als Bankfoyer) scheint zur Zeit nicht mehr aktuell. Doch ist für die Zukunft eine Lösung vonnöten, die über ein weiteres Über-Wasser-halten des Galeriebetriebs, welches so überhaupt nur durch das außergewöhnliche Engagement des Galerieleiters Ulrich Zeiner funktioniert, hinausgeht.

Bereits 1990 wurde der Stadt eine von den Künstlerverbänden erarbeitete »Skizze zur künftigen Nutzung des Marktschlößchens« als Kunsthaus/Künstlerhaus vorgelegt. 1996/97 haben vier Studenten der Burg Giebichenstein im Rahmen ihrer Semesterarbeiten ein Gesamtkonzept für das Haus vom Keller bis zum Boden erarbeitet. Darin sind im Erdgeschoß und ersten Obergeschoß Ausstellungsflächen, im zweiten Obergeschoß ein Kommunikationszentrum und im Keller eine gastronomische Einrichtung vorgesehen. Dieses Konzept entstand unter Einbeziehung denkmalpflegerischer Aspekte, ist ansonsten aber rein inhaltlich orientiert, ohne Berücksichtigung materieller Gesichtspunkte.

In den nächsten Jahren plant die Stadt die Sanierung des Hauses und damit wird auch ein neues Nutzungskonzept für das gesamte Haus erforderlich. (Die Musikinstrumentensammlung soll in ein paar Jahren in den Nachfolgebau der Schützei neben dem Händelhaus verlegt werden.)

Wünschenswert wäre, wenn das Schlößchen am Markt als kultureller Anziehungspunkt im Herzen der Stadt erhalten und in seinen Möglichkeiten erweitert würde, denn dafür bietet es in vieler Hinsicht ideale Bedingungen.