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Rückblick:
Entwürfe für die Bärgasse

C. Feigl









Bärgasse mit Blick auf den Markt
(Aufn.: W. Danz, Stadtarchiv)



Modell des Entwurfes von Mandy Giese
(Aufn.: C. Feigl)



Zum Jahreswechsel stellte Prof. Johannes Kister Entwürfe seiner Studenten der Fachhochschule Anhalt vor, die sich mit der Schließung einer Baulücke zwischen der Bärgasse und dem Graseweg befassten. Bauen in gewachsenen kleinteiligen Altstadtstrukturen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, und es sollte sehr lehrreich sein, angehende Architekten damit zu konfrontieren.

Es fragt sich allerdings, ob die Bärgasse der geeignete Punkt für solche Planspiele ist. Die geforderten Entwürfe setzen den Abriß des ehemaligen Gasthofes »Zum Schwarzen Bär« voraus, eines Baudenkmals mit Substanz aus dem 13. bis 18. Jahrhundert (lt. Denkmalverzeichnis), das zwar leer steht, dessen Abriß aber glücklicherweise zumindest momentan nicht vorgesehen ist. Damit wird nicht nur eine völlig fiktive städtebauliche Aufgabe gestellt, wo es genügend reale zu lösen gäbe – die Geringschätzung historischer Architektur wird geradezu zum Lehrprogramm von höchst zweifelhaftem erzieherischen Wert. Auf solcher Basis wird sich schwer ein Verständnis für gewachsene Stadträume entwickeln, die gezeigten Entwürfe ließen bis auf eine Ausnahme auch nichts davon erkennen. Die Studenten zeigten sich kaum in der Lage oder willens, auf Proportionen und Gliederungen der umstehenden Bebauung zu reagieren. Selbst nach den vorgesehenen unnötigen Abrissen wurden keine Lösungen angeboten, die die Straßenräume wieder schließen. Stattdessen bleibt der Blick auf Brandmauern und Rückfassaden der verbliebenen Häuser frei. Daß einzelne Entwürfe für sich gesehen gestalterisch recht interessant wirkten, kann im Kontext nicht befriedigen.

Die Ausstellung war übrigens im Lichthof der »neuen Schützei« zu sehen, einem Raum, den Prof. Kister selbst konzipiert hat. Vielleicht ist ihm bei dieser Gelegenheit auch aufgefallen, daß der Raum beleuchtungstechnisch völlig ungeeignet für Ausstellungen ist und für museale Zwecke sowieso nur schwer genutzt werden kann – abgeschnitten vom Händelhaus ist es nur über den Fahrstuhl oder von außen zu erreichen, also vom Museumspersonal kaum zu beaufsichtigen…