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Kaltmangeln in Halle J. Kothe |
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Kaltmangel von 1919 in der Thaerstraße (Aufn.: J. Kothe) |
In
der kurz nach der ersten Weltkrieg erbauten Wohnsiedlung
nördlich der Berliner Brücke, dem sog. »Thaerviertel«
steht hinter einem der Häuser ein kleines Waschhaus, in
dem sich eine Kaltmangel findet. Für eine Mark kann man
auch heute noch seine Wäsche dort glätten, die auf
diese Weise, wenn man den Benutzern glaubt, duftend,
kühl und sowieso viel besser als beim Bügeln wird. Die
Wäsche wird hierbei, in Leinen gehüllt, um eine Rolle
gewickelt. Unter dem mit Sand, Steinen und Blei
gefüllten Kasten, der sich unter lauten Knarren hin und
her bewegt, wird die Wäsche glatt gepreßt. Einer kaum
überschaubaren Mechanik folgend fällt ein Schutzgitter,
die Zahnräder stoppen und die Hausfrau nimmt ihre Rolle
heraus. Erst mit der Erfindung der Heißmangeln wurden die Wäscherollen in Kaltmangel und Heißmangel unterschieden. Um die Jahrhundertwende fand man in Halle unzählige dieser Kolosse, sie gehörten sozusagen zu den gebräuchlichsten Alltagsgeräten der damaligen Hausfrau. Heute haben sich in Halle nur noch wenige Exemplare erhalten, mindestens zwei waren immerhin bis vor kurzen noch im Betrieb: in der Hegelstraße sowie im Thaerviertel. Nach der Schließung des Betriebes in der Hegelstraße sollte demnächst auch die Mangel im Thaerviertel geschlossen und das Gebäude samt Mangel abgebrochen werden. Der Eigentümer, der Bauverein für Kleinwohnungen e.G., beabsichtigt, Teile des Wohnungsbestandes zu privatisieren. Da schienen die altertümlichen Gerätschaften nicht ins Konzept zu passen. Immerhin bot der Bauverein an, die Mangeln einem Museum zu schenken falls eines Interesse bekundet. Im Landesamt für Denkmalpflege wurde die Gefahr erkannt und beide Kaltmangeln unter Denkmalschutz gestellt. Es ist der Versuch, diese Zeugnisse der Alltagskultur an ihren angestammten Standorten zu erhalten. Gerade, weil die Mangeln nicht nur funktionsfähig sind, sondern auch von einer, wenn auch kleinen, so doch dankbaren Klientel benutzt werden, sollte es möglich sein, die Mangeln weiterhin zu betreiben. Darüber hinaus sind Schauvorführungen zum Beispiel für Schulklassen durchaus denkbar. |
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