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Geschenkt:
Stilmöbel
H. Löhr
 




Aufn.: G. Schütze

Offensichtlich will Halle nunmehr verstärkt auf die attraktivitätssteigernde Wirkung eines geschichtsträchtigen Erscheinungsbildes setzen. Dazu ist es gar nicht nötig, gefährdete Baudenkmale aufwendig zu sichern, deren Wert sowieso nicht viele einschätzen können. Man kann auch mit ganz einfachen Mitteln ein historisches Ambiente schaffen. Neue Straßenschilder in Frakturschrift auszuführen, beispielsweise, macht sich überaus hübsch. Das paßt zu den bereits seit längerem eingeführten historisch-nachgebildeten Straßenlaternen, die besonders anheimelnd wirken, wenn sie konsequenterweise auch an Plattenbaufassaden angebracht werden. Ergänzt werden sie neuerdings durch stilistisch wieder auf völlig andere Vorbilder zurückgreifende, aber irgendwie doch auch historische Papierkörbe. Rührend geradezu wirkt jedoch die neue Litfaßsäule, die die Händler vom Alten Markt gestiftet haben. Die grob profilierte, rohe Betonsäule ist mit einem Plasteornamentreif verschnörkelt – billigster Historienverschnitt vom Baumarkt. Vielleicht runden bald auch Sitzbänke und Pissoirs im Gründerzeitstil das idyllische Bild ab. Freilich kostet das alles auch Geld, aber ein bißchen was muß einem der schöne Anschein schließlich auch wert sein.

Oder wäre vielleicht doch der umgekehrte Weg der erfolgversprechendere – Geschichtsbewußtsein durch Erhalt historischer Bauten zeigen und in der Straßenmöblierung dem zeitgemäßen Design eine Chance geben? Letzteres hat ja mit der Burg sogar eine gute Adresse in Halle.