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Gestaltungskommision für die Neubebauung der Nordostecke des halleschen Marktplatzes

C.Feigl
 



Grundfläche des geplanten Neubaus

















Westfassade des Kaufhausneubaus
(MZ, 21.6.2001)







Es wird langsam ernst. Frankonia und Kaufhof drängen die Stadtverwaltung, für die überarbeiteten Entwürfe Prof. Kisters eine Baugenehmigung zu erteilen, um mit der Neubebauung der Nordostecke des halleschen Markplatzes beginnen zu können. Das Weihnachtsgeschäft 2003 (geplante Eröffnung) rückt unaufhaltsam näher. In der Stadtratssitzung vom 23. Mai wurde der Verkauf der Grundstücke an die Frankonia genehmigt. Nun fehlte nur noch Einigkeit über die endgültige Gestaltung. Der Stadtrat hatte im Zuteilungsbeschluß vom Sommer letzten Jahres gefordert, daß vor der Baugenehmigung die Entwürfe begutachtet werden sollen. Von wem, wurde nicht festgelegt. Der Beigeordnete für Planen Dr. Busmann berief daher eine gemischte Gruppe, bestehend aus Mitgliedern der Fachjury, des Planspiels Innenstadt, verschiedener Bürgerinitiativen, Stadträten, Architekten und Planern, Vertretern der Universität und verschiedener Kultureinrichtungen sowie Journalisten, um diese Forderung abzuarbeiten. Trotz der Vielschichtigkeit in der Zusammensetzung entspann sich, nach der Präsentation der Entwürfe durch Prof. Kister, eine fachlich fundierte und in der Sache sehr konzentrierte Diskussion.

Von mehreren Seiten wurde betont, daß die Fachjury 1999 nicht ohne Grund den Entwurf von Frankonia/Kister favorisiert hatte und eine Abweichung nun gut begründet sein sollte, wenn nicht eine gestalterische Verbesserung darstellen muß. So wurden denn auch zwei Punke des neuen Entwurfs harsch kritisiert. Das Gebäude Markt 22, derzeit noch vom Katasteramt genutzt, soll bis auf die Fassade abgerissen und der Neubau an seiner Stelle mit dem Gebäude auf dem Wagegrundstück, verbunden werden. Ein wesentlicher Vorwurf betrifft die Gebäudehöhe, die die jetzige Firstlinie des Katasteramtes aufnimmt. Nicht nur, daß der Bau dann höher ist als der Kaufhof, es ragt auch hinter dem barocken Bau Nr. 23 eine ungegliederte Brandmauer bis zur anderthalbfachen Höhe auf. Die Gebäudehöhe der neuen Kaufhauses auf dem Wagegrundstück wurde ebenfalls bemängelt: Die bisherigen Dachaufbauten werden durch ein zurückversetztes Vollgeschoß ersetzt, welches über die Traufkante des Ratshofes hinausschießt.

Der zweite Kritikpunkt war die Ausführung der Westfassade des Kaufhausneubaus. In Abänderung der Ursprungsentwürfe zieht sich die Fassadengestaltung hinter der Nr. 23 bis zur Brandmauer der Nr. 22 entlang. Das Gebäude hat somit keinen Abschluß mehr, es scheint sich auf den Altbau aufzustützen und verschwindet letztlich im Hinterhaus. Auch die Eingangssituation wurde als unbefriedigend eingeschätzt. Durch die Wegnahme der Pfeiler schwebt die schwere Natursteinfassade über der statisch scheinbar unsicheren Glasfront – dem Haus fehlen einfach die Füße.

Demgegenüber wurde von mehreren Seiten betont, daß die vertikal dreigeteilte Südfassade des Neubaus, aus der Achse der Rathausstraße leicht nach Süden schwenkend, positive architektonische Akzente zu setzen vermag. Wenn es gelänge, diesen Ansatz auf die Westfassade zu übertragen und die angesprochenen Gebäudehöhen abzusenken, könnte der Neubau durchaus eine angemessene städtebauliche Reparatur der Nordostecke des Marktes darstellen.

Es geht zwar die Rede, daß anhand eines neuen Modells und einer Ausstellung im technischen Rathaus die Diskussion über das Thema öffentlich fortgeführt werden soll, eine weitere Sitzung der Gestaltungskommission ist jedoch nicht geplant. Umso mehr kommt es jetzt darauf an, daß die Stadtverwaltung die Auseinandersetzung mit den aufgeworfenen Kritikpunkte vor der Erteilung der Baugenehmigung einfordert.

Neue Ergebnisse nach der Sitzung der Gestaltungskommision
am 19. Juni




Korrigierter Entwurf












Modell des geplanten Neubaus nach Änderungen


In der Sitzung des Planungsausschusses vom 10. Juli 2001 stellte Prof. Kister die überarbeiteten Entwurfe zur Bebauung der Nordostecke des Marktes vor. Die in der Gestaltungskommission kritisierten Punkte wurden weitgehend berücksichtigt. So wirken die das Gebäude Markt 22 verlängernde Brandmauer sowie der Verbindungsbau hinter dem Ostteil des Marktplatzes 23 durch das Herunternehmen der Höhe und einer horizontalen Putzgliederung weniger massiv. Auch hebt sich nun der Verbindungsbau mittels eines vertikalen Fensterbandes und eines kleinen Tiefenversatz deutlich von der Gestaltung des Neubaus ab. Mehrere Kleinigkeiten – wie das ergänzen der Stütze an der Westfassade, die nun auf, wenn auch recht dünnen, Beinen steht – runden den Entwurf ab.

Ob der Neubau letztlich der große Wurf für den Halleschen Markt wird, bleibt abzuwarten. Aber es scheint, daß die problematischsten Gestaltungsentscheidungen abgeändert werden konnten. Was auch der Tatsache geschuldet ist, daß der Architekt für Argumente zugänglich war. Und nicht zuletzt sollte man sich daran erinnern, daß Kisters Entwurf in erster Linie städtebauliche Qualitäten aufwies. Es gilt daher, ein Augenmerk auf das Gesamtkonzept zu legen, das die Sanierung der Gebäude Rathausstraße 4 und 5, Marktplatz 23 sowie die Errichtung eines attraktiven Neubaus in der kleinen Steinstraße, wie auch die Sanierung und Erweiterung des Stadtarchivs beinhaltet. Ebenso sollte die im Zuteilungsbeschluß verankerte Zusage, die Fassade des jetzigen Kaufhofes zu überarbeiten, nicht aus dem Blick geraten.