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Verkauft Halle den Ratshof? Karstadt möglicherweise interessiert - Postgebäude als neues Rathaus im Gespräch von ANDREAS LOHMANN Mitteldeutsche Zeitung vom 17.10.01 Halle/MZ. Ist es vorstellbar, dass sich das Rathaus der Stadt Halle künftig nicht mehr am Marktplatz sondern am Joliot-Curie-Platz befindet? Offenbar befassen sich maßgebliche Politiker mit diesem Gedanken. Es wird überlegt, den Ratshof am Markt zu verkaufen und als Ersatz das Postgebäude am Joliot-Curie-Platz entweder zu erwerben oder anzumieten. Hintergrund der Idee ist, dass Karstadt immer noch nach einem neuen Standort in Halle sucht. Die Filiale in der Mansfelder Straße sei vom Aus bedroht, sollte es nicht gelingen, in bester Innenstadtlage eine Alternative zu finden, hieß es im Vorjahr, als es um die Frage ging, wer an der Nordost-Ecke des Marktplatzes ein neues Kaufhaus bauen darf. Letztlich bekam der Kaufhof den Zuschlag. Karstadt hatte das Nachsehen. Ist eine Marktplatz-Lösung nun auch für dieses Warenhaus in Sicht? Idee
der SPD-Fraktion Häußler erklährte, Stadt und Post seien schon seit längerem in Kontakt. Die Stadtverwaltung suche nach einem geeigneten Objekt, in dem mehrere bisher verstreut liegende Dienststellen zusammengefasst werden können. "Wir wollen die Ämter künftig auf wenige Standorte konzentrieren und somit Kosten sparen", sagte die Oberbtürgermeisterin. Das Postgebäude komme in Frage. "Aber vom Verkauf des Ratshofes und einem kompletten Umzug der Verwaltung ist bisher keine Rede", erklärte sie. Häußler äußerte sich zum Schuh-Vorstoß zurückhaltend. "Den Ratshof zu verkaufen, ist ein Gedanke, der mir im ersten Moment fremd ist." Sie sei ihm bisher nicht weiter nachgegangen, schließlich sei der Marktplatz ein sehr traditioneller Standort für die Stadtverwaltung. "Da würden mich auch die Vorstellungen der Bürger interessieren", sagte Häußler, die der Auffassung ist, dass es auch noch andere Alternativen für Karstadt in der City gebe. Diese sollten zunächst genau geprüft werden. Auf die Frage, ob sie einen Verkauf des Ratshofes ausschließen könne, sagte Häußler: "Vor einer Antwort muß man das genau überprüfen." Wertvoller Standort Offenbar wäre Karstadt gesprächsbereit, wenn die Stadt den Ratshof anbieten würde. "Wir sind nicht abgeneigt", sagte der hallesche Filialleiter Klaus Düchting. "Der Ratshof ist mehr als nur eine Überlegung wert", fügte er hinzu. Auch viele andere Großstädte hätten, so etwa Bonn oder Leipzig, hätten ihr Rathaus nicht mehr direkt am Marktplatz, argumentierte Schuh. Ein solcher Standort sei im Grunde zu wertvoll für einen Verwaltungsbau. "Das wunderbare Postgebäude ist ein hervorragender Ersatz für den Ratshof", meint der Immobilien-Unternehmer, der sich das Haus bereits von innen angesehen hat. Es habe repräsentative Treppenaufgänge, Flure und Konferenzräume. "Innen ist die Post schöner als der Ratshof", sagte der SPD-Mann, und sie sei genausogut für die Einwohner erreichbar. Käme es zu dem Handel, in dem Schuh einen großen finanziellen Vorteil für die Stadt sieht, würde die Postfiliale aus jeden Fall am Ort verbleiben. ,,Am Joliot-Curie-Platz werden wir nicht schließen", Post-Sprecherin Baumann. Fassade und Dach seien komplett saniert und die Innenräume teilweise modernisiert. Was den ebenso denkmalgeschützten Ratshof betrifft, müsse die Fassade im Falle eines Verkaufs Bestandsschutz haben, äußerte Schuh. ,,Über alles andere müssen sich Architekten Gedanken machen." Er sei überzeugt, dass sich der Ratshof, wenn man ihn innen umbaue, gut als Kaufhaus eigne. |
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HISTORISCHE GEBÄUDE Zur Geschichte von Ratshof und Post Der 1928/29 nach Planen von Wilhelm Jost an der Ostseite des Marktplatzes errichtete Ratshof beherbergt wichtige Teile der Stadtverwaltung und ist Sitz der Oberbürgermeisterin. Bis 1948 befand sich vor dem Ratshof das spätgotische Rathaus der Stadt, das im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff teilweise zerstört und dann abgerissen worden ist. Der vierflügelige Ratshof umschließt einen Lichthof, in dessen Erdgeschoss sich ursprünglich die Schalterhalle der Mitteldeutschen Landesbank befand. Markant ist die turmartige Erhöhung des Gebäudes an der Südostecke. 1912 wurde am heutigen Joliot-Curie-Platz der Erweiterungsbau der Kaiserlichen Oberpostdirektion fertiggestellt. Er war Nachfolger des Preußischen Generalpostamtes von 1940. Es handelt sich um einen Sandsteinbau in neuromanischen Formen, wie er damals typisch war für das Postwesen, das besonders hohes Ansehen genoss. Der Turm trug bis 1938 einen Antennenmast. |
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