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Presseerklärung des AKI e.V.
zum Vorschlag des Stadtrates Dieter Schuh, den Ratshof einem Kaufhaus zu opfern
HENRYK LÖHR, Vorsitzender des AKI e.V.

Der hallesche Ratshof ist ein interessantes Architekturzeugnis der zwanziger Jahre, außen wie innen. Die aufwendige Sanierung in den 90er Jahre hat die bauliche Qualität wieder voll zur Geltung kommen lassen. Nach dem bedauerlichen Verlust des alten Rathauses hat der Ratshof dessen Funktion übernommen, ist nicht nur Sitz, sondern Repräsentanz der städtischen Verwaltung. Er führt eine jahrhundertealte Tradition an fast gleicher Stelle fort und zeigt sich dieser Aufgabe gewachsen. Natürlich ist er ein Baudenkmal, darüber hinaus ein Identifikationspunkt für diese Stadt.

Ein solches Gebäude kann in einer Stadt, die Wert auf Kultur und Tradition legt, nicht zur Disposition stehen. Wenn jemand dies, wie Herr Schuh, dennoch tut, fällt es auf ihn selbst zurück. Nur kurzsichtiges Denken mit schwach ausgeprägtem Verständnis für Stadtkultur kann sich über all das hinwegsetzen und in plumper Anbiederung an einen Investor ein Kaufhaus an dieser Stelle für möglich halten. Ein solcher "Umbau" würde auf einen fast totalen Abriß hinauslaufen, schon wegen der unbedingten Forderung Karstadts nach einer großen Tiefgarage, aber auch, weil die innere Struktur des Gebäudes für ein Kaufhaus völlig ungeeignet ist, wie auch Herr Schuh wissen sollte. Gleichzeitig würde fast in Sichtweite auf der Spitze weiterhin ein großes Loch in attraktiver Lage klaffen, wie geschaffen für ein Kaufhaus - einschließlich Tiefgarage.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht dürfte ein Verkauf einer der wichtigsten städtischen Immobilien, in die in den letzten Jahren viel Geld geflossen ist, zugunsten weiterer dauerhafter Anmietungen langfristig bestimmt keinen Vorteil für die Stadt bedeuten.

Es sei auch noch daran erinnert, daß Herr Schuh vor wenigen Jahren selbst für den Wiederaufbau des alten Rathauses plädierte und sogar einen eigenen, wenn auch nur kurzlebeigen, Verein zur Förderung dieses Projektes ins Leben rief. Die Widersprüchlichkeit der damals und der heute verkündeten Intentionen sprechen eher für Populismus als für Seriösität.

Der Vorschlag ist eigentlich zu abwegig, um eine ernsthafte Gefährdung für das Gebäude des Ratshofes darzustellen. Wohl aber ist es eine Gefahr für den Ruf der Stadt, wenn einflußreiche Kommunalpolitiker sich so wenig qualifiziert äußern.

 
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